Hallo
Tilidin ist ein niederpotentes Opioid der Stufe II (nach WHO).
Targin ist ein hochpotentes Opioid der Stufe III und fällt trotz der Beimischung von Naloxon unter das Betäubungsmittelgesetz (also gelbes 3-teiliges Rezept).
(Naloxon ist ein Opiatantagonist, was nichts anderes heißt als ein Gegenspieler von Opiaten. Warum? - Ganz einfach: Sollte jemand auf die Idee kommen, z. B. anstatt 1 x 100 mg Tilidin gleich 500 mg Tilidin einzuwerfen, wird das Naloxon aktiv und "dockt" an das Tilidin an und macht es unschädlich ergo kann keine Wirkung einsetzen. Das Prinzip funktioniert beim Targin ähnlich, nur dass das Naloxon dort schon bei - glaub ich - ca 50 mg in der Einzeldosis anspringt und außerdem wirkt das Naloxon der Obstipation = Verstopfung entgegen)
Die Wirkung der beiden Medis ist definitiv nicht gleich!!!!
Targin ist in seiner Wirkung sehr viel höher als das Tilidin. Targin hat den Faktor 2, will heißen dass z. B. 40 mg Targin 80 mg Morphin entsprechen.
Die ideale Medikation von Targin ist 2 x 20 mg tgl, man kann auf 3 x 20 mg hochgehen (falls das noch nicht reicht, kann man die Dosis mit reinem Oxycodon - hier ist kein Naloxon beigemischt, man kann diese Tabletten deswegen auch teilen - aufstocken).
Egal ob nieder- oder hochpotentes Opioid, die Präparate aus diesen Wirkstoffgruppen haben eine Circa-Verweildauer von 12 Stunden im Stoffwechsel eines Menschen, weshalb eine einmalige tägliche Gabe dieser Medikamente völliger Nonsens ist.
Viele Menschen verstoffwechseln Medikamente aber schneller, so dass eine 3malige tägliche Einnahme im Abstand von 8 Std vonnöten ist, damit man nicht in ein "Wirkstoffloch" fällt.
Diese "Unruhe", die Deine Bekannte verspürt, könnten auch durchaus Entzugserscheinungen sein, denn sie ist ja um die Zeit schon im Wirkstoffloch.
Ich habe auch fast ein Jahr lang Tilidin (3 x 100 mg tgl) eingenommen, war die ersten 2 Wochen dauerhibbelig, brauchte fast keinen Schlaf und träumte Horrorromane von denen sich Hollywood-Drehbuchschreiber eine Scheibe abschneiden hätten können.
Die eine Nacht hab ich einen ganzen Bus voller Menschen mit einem Flammenwerfer abgefackelt, die Nacht drauf war ich mit dem Tranchiermesser unterwegs....
Das dauerte aber auch nur ca 3 Wochen und dann normalisierte sich das wieder.
Danach hatte ich mit Tilidin keine Probleme mehr. Meine Träume waren zwar etwas wirr, aber unblutig und die Unruhe war auch weg.
Jetzt nehme ich seit über einem Jahr Targin (3 x 20 mg), welches wunderbar verträglich ist.
Da ich seit einiger Zeit aber wieder Lyrica nehmen muss, sind meine Träume wieder total verworren.
Als ich mit Lyrica angefangen habe, war die ersten 3 - 4 Wochen nachts auch wieder Kettensägen-Massaker angesagt.
Also nicht nur unter Opioiden hat man diese Träume, auch unter den Antikonvulsiva/Antiepileptika wie Lyrica oder auch Gabepentin.
Beim Wechsel von Tilidin auf Targin kann es in den ersten 2-3 Tagen zu einem etwas erhöhten Schmerzpegel kommen.
Da das niederpotente Tilidin sehr viel schneller an die Schmerzrezeptoren andockt und diese blockiert, kann das Targin bei der Umstellung seine Wirkung noch nicht gleich entfalten.
Deshalb gibt es die Regel:
Medis der Stufe II und III niemals gemischt einnehmen!Ärzte, die das so verordnen haben entweder nicht aufgepasst oder haben keine Ahnung!
Stufe II-Medis können problemlos mit Stufe I-Medis kombiniert werden, ebenso wie Stufe III-Medis mit Stufe I-Medis kombinierbar sind.
Aber eben niemals Stufe II und III zusammen.
Vlt konnte ich ein wenig weiterhelfen.
Lg
Maria